Das mag alles nur subjektives Empfinden sein, von keiner Statistik belegt oder belegbar, aber ich habe den Eindruck, dass die Nachrichten- und Diskussionslage rund um den Ukraine-Krieg ruhiger geworden ist. Hierbei denke ich besonders an den laufenden Monat März (heute der 20.03.). Bis zum Jahrestag der russischen Invasion am 24.02.23 waren alle Nachrichten und vor allem alle Talkshows gefüllt mit Spekulation über mögliche Offensiven sowohl der russischen als auch der ukrainischen Seite. Bachmut fiel faktisch täglich und ist es aus nicht recht erklärlichen Gründen bis heute nicht. Und es wird dort weiter gestorben, aber nach meinen Gefühlen weniger darüber gesprochen.
Ein weiteres subjektives Gefühl ist die für mich offensichtliche personelle und intellektuelle Ausdünnung der politischen Talkshows, wenn es um den Russland-Ukraine-Krieg aber auch um allgemeine Geopolitik geht. Hier geht es mir nicht nur um die Kompetenz der Leute, die ist bei einigen durchaus gegeben – nach meiner unmaßgeblichen Meinung – es geht mir auch nicht darum, dass immer weniger Leute mit deutlich kontroversen Meinungen eingeladen werden, das wäre ein Thema extra, vielleicht komme ich hierauf noch zurück, vor allem geht es mir darum, dass sich der Kreis der kompetenten Gesprächsteilnehmer nicht vergrößert, insbesondere auch nicht solche, die nicht im Verdacht stehen, besonders russlandfreundlich zu sein. Das hat zur Folge, dass kaum neue Ideen in die Debatte gebracht werden, man erhält keine neuen Denkanstöße und bekommt so zunehmend das Gefühl der Ausweglosigkeit.
Natürlich ist es auch gut die bekannten Gesichter wiederzusehen, aber eigentlich doch nur dann, wenn sie in der Zwischenzeit zu neuen Erkenntnissen gekommen sind, die vielleicht frühere Erkenntnisse durchaus relativieren könnten. Und wenn das so ist, sollte es auch gesagt werden: hier habe ich meine Meinung aufgrund von… geändert, verschoben, mit neuen Nuancen versehen und ähnliches. So wird dann wieder die alte Brühe aufgewärmt, auch wenn sie noch so klar und überzeugend sein mag. Ganz besonders regen mich immer wieder die doch recht alt gewordenen Politiker auf, mögen sie noch so klug und sympathisch sein, aber neues haben sie gewöhnlich nicht beizutragen (Beispiele: Klaus von Dohnanyi Gerhart Baum) oder auch immer wieder die gleichen aktiven Politiker wie der Herr Stegner, der nur noch Phrasen von sich gibt, um die Parteipolitik und den Kanzler zu verteidigen. Ich will jetzt keine weitere Namen nennen, jeder hat seine Lieblinge.
Aber noch ein Wort zu den Generälen, die sich mit ihren Lageeinschätzungen hochkompetent aber dennoch meistens danebenliegend hervorgetan haben. Da ist der General Vad, nach dem die Ukraine monatlich mindestens einmal untergegangen sein müsste. Wir sehen ihn nun nicht mehr in den Talkshows und Nachrichten, er hat sich verbraucht, andere sagen natürlich, seine Meinung wird unterdrückt. Aber vielleicht wird er jetzt unentwegt von Alice Schwarzer interviewt.
Und General Kujat! Er ist ein besonderer Fall, über Jahre schwer einzuordnen, aber spätestens seit Russlands Eingreifen in Syrien immer mit einer klaren Schlagseite für Putin unterwegs. Mit seiner Lageeinschätzung im Ukraine-Krieg war er schwankend, lag nie so klar daneben wie General Vad, hat sich dann aber zunehmend westkritisch und Russland-verstehend (um es ganz zurückhaltend auszudrücken) orientiert, bis er sich jetzt in einem Video eindeutig Ukraine-feindlich positioniert hat. Seine Einschätzung, dass die Ukraine militärisch am Ende ist, darf man als seine Meinungsäußerung akzeptieren, dass Russland unendlich mehr Ressourcen hat ebenso, wenn er dann aber an anderer Stelle im gleichen Video sagt, keine Partei könne den Krieg gewinnen, erscheint mir das doch als ein Ausdruck zunehmender Verwirrtheit. Oder? Er geht dann aber noch weiter zu behaupten, dass die Ukraine in ihrer Verzweiflung nun auf den Straßen Jagd auf 16- und 60-Jährige macht, um sie in den Kriegsdienst zu pressen und dies alles ohne jeden Beleg, so fragt man sich doch, aus welcher Gerüchteküche er seine Informationen bezieht. Selbst wenn es solche Fälle gegeben haben sollte, so unterstellt man bei der Autorität, die diesem General aufgrund seiner Vita zugewiesen wird, dass es sich hier um eine offizielle ukrainische Regierungspolitik handelt. Es ist schon traurig zu beobachten, dass solche Leute sich selbst zu Gerüchteschleudern missbrauchen lassen. Lassen wir diesen Mist mal beiseite, so bleibt doch irgendwie die Meinung hängen, dass die Ukraine militärisch am Ende sein könnte. Selbst wenn Kujat aufgrund falscher Informationen zu dem Schluss gekommen sein sollte, muss sie dennoch nicht falsch sein. Kommt vielleicht daher, so geht der Verdacht weiter, die „verdächtige Ruhe“, ist sie die Vorbereitung auf…., ja auf was? Ich werde es beobachten.