Tagebuch

für mich und wenige andere

Noch einmal Stellvertreterkrieg

Den ersten Artikel dazu habe ich aus dem Bauch geschrieben, nur den Hintergrund benutzt, der mir halt durch Zeitung, Bücher, Diskussionen der letzten Jahre zur Verfügung stand. Nun schlage ich mal nach bei Wikipedia, suche vielleicht noch einige andere Internetstellen und frage dann ChatGPT, was von diesem Begriff zu halten ist. Bis hierhin habe ich geschrieben, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Los geht’s.

Wikipedia sieht den Ursprung des Begriffs im Kalten Krieg, in dem die direkte Auseinandersetzung der Großmächte (USA und UdSSR) vermieden werden musste, um nicht in einen Atomkrieg zu geraten, und man gewissermaßen auf Kosten Dritter die Klingen kreuzte. Beim Vietnamkrieg wurde erstmals der Begriff verwendet. Mit Ende des Kalten Krieges wurde der Begriff auch auf Konstellationen außerhalb der beiden Supermächte ausgedehnt. Interessant ist die Feststellung, dass der Begriff als Metapher Stellvertreterkrieg in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen ist. Das entspricht etwa dem, was ich im vorangegangenen Artikel als Totschlagsphase, Killerwort und so weiter bezeichnet habe und worauf auch Precht ziemlich unreflektiert reingefallen ist.

Ich zitiere noch, dass laut Duden „ein Stellvertreterkrieg eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen kleineren Staaten“ ist, „die zur Einflusssphäre jeweils verschiedener Großmächte gehören“. Es wird aber eingeräumt, dass es keine allgemein akzeptierte Definition des Begriffs gibt. Es werden dann eine Reihe von Kriegen, angefangen mit dem Spanischen Bürgerkrieg endend mit dem Ukraine-Krieg, nach dem Kriterium untersucht, wie weit sie Stellvertreterkriege sind. Dem Problem Ukraine werden dabei zwei Kapitel mit These und Antithese gewidmet. Vielleicht nehme ich das noch einmal an einem anderen Tag hier auf.

Jetzt befrage ich Chat GPT. Ich gebe Frage und Antwort ungekürzt wieder, da sie auch die Schwächen der KI-Argumentation offenlegen.

Einige Fragen zur Kriegstheorie. Wie definiert man Stellvertreterkrieg? Gibt es unterschiedliche Definitionen? Welche Beispiele sind dabei relativ unstrittig?

Stellvertreterkrieg bezieht sich auf einen bewaffneten Konflikt, bei dem zwei oder mehr Großmächte indirekt gegeneinander kämpfen, indem sie kleinere Nationen oder nichtstaatliche Akteure unterstützen, die als ihre „Stellvertreter“ fungieren. Die beteiligten Großmächte versuchen dabei, ihre politischen und militärischen Interessen durchzusetzen, ohne direkt in den Kampf einzugreifen. Stellvertreterkriege sind oft auch ein Ausdruck von geopolitischen Rivalitäten und Machtprojektionen.

Es gibt unterschiedliche Definitionen und Ansichten darüber, was genau einen Stellvertreterkrieg ausmacht. Manche sehen die direkte militärische Unterstützung als notwendige Bedingung, während andere auch Fälle einbeziehen, in denen Großmächte indirekt durch politische, wirtschaftliche oder logistische Unterstützung involviert sind.

Einige relativ unstrittige Beispiele für Stellvertreterkriege sind:

  1. Der Vietnamkrieg (1955-1975): Die USA unterstützten Südvietnam gegen die von der Sowjetunion und China unterstützten kommunistischen Kräfte Nordvietnams.
  2. Der Koreakrieg (1950-1953): Nordkorea, unterstützt von der Sowjetunion und China, kämpfte gegen Südkorea, unterstützt von den Vereinigten Staaten und ihren westlichen Verbündeten.
  3. Der afghanische Bürgerkrieg (1978-1992): Die Sowjetunion unterstützte die kommunistische Regierung Afghanistans gegen die von den USA, Pakistan und Saudi-Arabien unterstützten Mudschaheddin.
  4. Der jemenitische Bürgerkrieg (seit 2014): Saudi-Arabien und seine Verbündeten unterstützen die jemenitische Regierung gegen die Huthi-Rebellen, die von Iran unterstützt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Dynamik und das Ausmaß der Stellvertreterkonflikte im Laufe der Zeit variieren und von Fall zu Fall unterschiedlich sind.

ChatGPT 4 vom 23.04.2023

An den Beispielen sieht man, dass hier eine recht triviale Sicht vertreten wird, obgleich die vorangestellte Definition eine etwas differenziertere Einordnung verlangen würde. Die Beispiele suggerieren, dass angeblich die reine Unterstützung ausreicht, um als Stellvertreterkrieg angesehen werden zu können. Damit wird der Begriff verwässert. Wenn nicht nachgewiesen werden kann bzw. es sogar abwegig ist, dass die involvierte Großmacht die Absicht hatte, diesen Krieg herbeizuführen bzw. die Fortsetzung bis zu einem wünschenswerten Ende betreibt, kann m. E. nicht von einem Stellvertreterkrieg im Namen dieser Großmacht gesprochen werden. Viele Unterstützungsleistungen laufen häufig darauf hinaus, dass der Krieg zu einem akzeptablen und nicht zu einem desaströsen Ende führt.

Stellvertreterkrieg muss letztlich immer heißen: Ich lasse in meinem Interesse kämpfen und habe ein Interesse daran, dass gekämpft wird und nicht: ich nehme hin, ich dulde, dass gekämpft wird, vielleicht weil ich ohnehin nichts dagegen machen kann.