Es ist einige Wochen her, dass Wolfgang Ischinger einen Plan im Tagesspiegel vorgelegt hat, wie sich der Westen auf Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen vorbereiten sollte. Etwas irritiert hatte es mich, dass dieses Papier nur exklusiv im Tagesspiegel erschienen ist. Ja, der Tagesspiegel ist ein gutes Blatt, aber doch mit wenig überregionaler Ausstrahlung. Warum haben FAZ, Spiegel oder ZEIT da zurückgezuckt? Oder wurden sie aus mir unbekannten Gründen gar nicht gefragt? Von den verschiedenen Reaktionen auf Ischingers Vorschlag habe ich eine in Erinnerung, vermutlich, weil sie mich geärgert hat. Strack-Zimmermann (MASZ) posaunte: Das wäre ein Vorschlag zur falschen Zeit. Obwohl ich MASZ schätze, ist da mal wieder bei ihr die Zunge schneller als der Kopf gewesen? Bei ihr ärgert mich das besonders. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie begründet hat, warum das zu so unpassender Zeit erschienen wäre? Vielleicht hat es ihr nicht recht gepasst, vielleicht hatte sie – argwöhne ich bösartig – etwas Ähnliches auf Lager und er ist ihr zuvorgekommen. Der Vorschlag von Ischinger war mitnichten ein Friedensplan. Kein Vorschlag für sofortige Verhandlungen, kein Aufruf zum Waffenniederlegen. Ischinger berichtete aus seiner Erfahrung, dass die Europäer unvorbereitet in Verhandlungen rutschen, während sich zum Beispiel Amerika minutiös, langfristig auf eine solche Situation einstellt und mit ausgearbeiteten Plänen in solche Gespräche eintritt. Seine Anregungen liefen darauf hinaus, dass, beginnend mit einem engeren Kreis (USA, England, Frankreich, Deutschland), Gremien gebildet werden, die über zukünftige Szenarien eines Kriegsendes beraten. Dieser innere Kreis sollte sich ständig erweitern und sollte bis zur Einbeziehung von Schwellenländern führen. Ein bisschen merkwürdig wirkt dieser west-zentrierte Ansatz, aber das ist kein Grund, ihn zu verwerfen, nur ein Grund, ihn zu verbessern. Es geht Ischinger darum, dass in verantwortlichen, regierungsnahen Gremien nachgedacht wird und alle möglichen Varianten vorbereitet werden?
Hier der Link zum Artikel von W. Ischinger
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