Nun habe ich mir mal wieder ein Interview mit dem allbekannten Bundeswehr-Exgeneral Vad angehört . Diesmal nicht nur um mal wieder die andere Seite zu hören, sondern auch weil es mir möglich war dem Interviewer zuzuhören, das ist bei den anderen Interviews aus dieser Richtung meistens nicht der Fall. Ich würde mir auch gerne wieder Kujat anhören, aber er wird immer von einem Portal interviewt, einem Finanzportal, das so unerträglich bejahend und arschkriecherisch mit dem Kujat umgeht, dass es nicht zu ertragen ist, physisch nicht zu ertragen ist. Dieser Interviewer war auch ein freundlicher Interviewer, aber er hat nicht rumgeschmiert, er hat auch Fragen gestellt, die ein bisschen an die Wurzeln gingen, den General auch etwas provoziert haben, wenn auch vielleicht nicht in der Form, wie es andere hätten tun können.
Nun zu den Äußerungen von Vad selber. Es ist gut verständlich aufgrund der allgemeinen militärischen Lage, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann, er geht aber auch weiter und sagt, sie wird ihn verlieren. Was immer das bedeutet! Dieser Meinung kann man sich anschließen, auch wenn man dabei mal kurz vergisst, dass der gleiche General den Krieg nach wenigen Tagen beendet gesehen hat, was dann bekanntlich nicht eingetreten ist, weil er offenbar keine Ahnung hatte von der tatsächlichen Krampfkraft der ukrainischen Armee, insbesondere wie sie sich in den letzten acht Jahren seit 2014 entwickelt hatte. Es ist sicherlich nachvollziehbar, dass er die Niederlage weiterhin voraussieht, also bei seiner einmal gefassten Meinung bleibt, aber er macht nun nicht mehr irgendwelche zeitlichen Prognosen, da ist er vorsichtig geworden. Aber wie gesagt, Ich könnte mich dieser Meinung anschließen, wenn, ja, wenn er sagen würde, wie er sich Waffenstillstandsverhandlung vorstellen würde, wie sie überhaupt zustande kommen können. Wie sollen insbesondere die Europäer Putin an den Tisch ziehen. Für Putin kommen Friedensverhandlungen oder Waffenstillstandsverhandlungen nur in Frage, das wiederholt er ständig, wenn die Kapitulation von der Ukraine akzeptiert wird. Dazu wäre die Ukraine aber nur bereit, wenn wir ihr keine Waffen mehr liefern. Aber das wagt Vad nicht zu sagen, denkt es aber vermutlich. Und der Interviewer fragt es auch nicht, natürlich nicht. Aber ich will nicht noch mit Unterstellungen anfangen.
Man kann das vielleicht auch so ausdrücken: die Niederlagenprognosen sind billig, wenn man kein Konzept, keine Idee hat, wie dieser Krieg beendet werden kann ohne Kapitulation.
Ich möchte dennoch ein Fragezeichen an die zwangsläufige Niederlage der Ukraine anhängen. Was in den Kopf dieser Generäle nicht vorkommt, ist merkwürdigerweise die dynamische, nicht lineare Natur des Krieges, obwohl sie das natürlich von Prinzip her wissen bzw wissen müssten, und wenn doch, dann vergessen sie, dass es parallel auch nicht lineare politische Entwicklung gibt, die weder er noch wir in irgendeiner Weise vorhersehen können. Dabei geht es mir nicht um mögliche Geheimverhandlungen, da könnte es auch um Bewegungen gehen z.B. innerhalb Russlands, aber auch innerhalb der Ukraine, die das ganze Ding zum Platzen bringt. Ich meine jetzt nicht unbedingt eine revolutionäre Bewegung weder dort noch hier, sondern mehr ein Vorgang, wie zum Beispiel den Untergang der Kursk 2001, was plötzlich eine Umbruchstimmung erzeugen kann oder irgendwelche Vorgänge in der Ukraine die man sich in dem Augenblick noch nicht vorstellen kann. Vielleicht ruft Selenski tatsächlich ein Referendum zur Aufgabe des Donbass und der Krim auf, oder er wird dazu gezwungen, dann entsteht schon wieder eine Dynamik, die wir so nicht prognostizieren können. Deshalb ist für mich jede deterministische Voraussage einer Niederlage der Ukraine geschichtsvergessen. Geschichtsvergessen ist auch, wenn hintergründig immer angenommen wird, das Russland mit der Okkupation der Ukraine, ihrer Endstaatlichung zufrieden ist und nur noch glücklich über das erweiterte Reich ist, Moldawien wird von alleine dazu kommen und die anderen Sachen werden sich schon regeln, um so etwas wie die Sowjetunion wieder erstehen zu lassen. Dies ist furchtbar naiv, aber es steckt immer im Hintergrund nach dem Forderungen für Waffenstillstandsverhandlungen. Russland will nichts von Westeuropa, hahaha. Vielleicht nicht gleich, aber nicht viel später, denn die Niederlage der Ukraine bedeutet die Verstärkung der ziemlich heruntergekommenen russischen Armee mit der modernen, wenn vielleicht im Augenblick auch etwas kampfmüden, ukrainischen Armee, zu einer kampfstarken sowjetischen Armee. Diese Dynamik wird man nicht bremsen wollen, sie war ja jetzt erfolgreich und nichts ist erfolgreicher als der Erfolg.